Tag 10 - an der Drau in die Dolomiten - 25. August 2021
Es geht am Flüsschen Drau entlang Richtung Westen. Heute ist es sehr entspannt, ordentliches Wetter und keine großen Pässe. Die Stadt Lienz sollte das Highlight des Tages sein. Das e in Lienz wird extra gesprochen, also zwei Silben, sonst droht Punktabzug. Perle der Dolomiten steht im Reiseführer. Dann bin ich die Sau, dem diese kulinarische Shoppingmeile mit altem Anstrich vor geschmissen wurde. Zu einem Gelato hat es gereicht, man hört schon viel Italienisch. Ich bin kurz vor der Grenze.
Von Lienz geht es auf einer bestens ausgebauten Fahrradautobahn hoch zum Zeltplatz, auch Perle der Dolomiten. Es ist auf dem Weg richtig viel Verkehr und es gibt die Bummler und die richtig Schnellen. Es wird überholt und gedrängelt, vor sich hin geträumt und auf der linken Seite geradelt. Fahrradfahren ist veganes Autofahren, im Prinzip, nichts anderes. Irgendwie ist das nervend und ich bekomme das Bedürfnis, ein gewisses gesundes Konfliktpotential auszuleben. Dann kommt mir dieser Campingwart gerade recht. Das geht dann so, dass der smarte Manager auf seinem Golfcaddy mir ein Stückchen Acker hinter und außerhalb des abgezäunten Grundstücks zuweist und dann sagt, ich solle in einer Stunde wieder kommen mit dem Ausweis und dem Geld und ich solle bitte nicht stressen, und ganz entspannt, ich sei schließlich im Urlaub. Ich will aber gleich und sofort zahlen, denn ich muss noch Wäsche machen und in der letzten Sonne aufhängen. Es würde mich weniger stressen nicht nochmal nach ganz vorne zu müssen. Und jetzt sagt mal, wie entspannend ist es, wenn dir jemand sagt, du sollst nicht stressen. Ich bin auch nicht im Urlaub, ich lasse mich doch nicht zum Spaß jeden zweiten Tag nassregnen. Grrrrr.
Tag 11 - Heimfahrt - 26. August 2021
Man sagt so manchmal, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Meinem Papa geht es gar nicht gut und jetzt möchte ich nach Hause fahren. Es gibt kaum was schöneres, als mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs zu sein. Aber es gibt halt auch wichtigeres. Jetzt sitze ich im 7. Bummelzug und werde nach 16 Stunden Fahrtzeit wohl heil nach Heidelberg zurückkommen.
Es gibt ein nächstes Jahr und neue Pläne, aber jetzt ist der Kopf woanders.
Deswegen gibt's hier ein Servus und bis bald.
Nachtrag: ich habe es noch rechtzeitig zu meinem Vater geschafft und konnte mich auch von ihm verabschieden. 5 Tage später ist er gestorben. Mein Vater hatte ein volles und erfülltes Leben und er hat immer genau sein Ding gemacht. Vielleicht genau deshalb konnte er am Ende gut loslassen. So sollen wir es auch halten, dass wir uns ins Leben stürzen, keinem Abenteuer aus dem Weg gehen und nicht auf morgen warten, unsere Ideen und Wünsche umzusetzen.
Es gibt ein nächstes Jahr und neue Pläne, aber jetzt ist der Kopf woanders.
Deswegen gibt's hier ein Servus und bis bald.
Nachtrag: ich habe es noch rechtzeitig zu meinem Vater geschafft und konnte mich auch von ihm verabschieden. 5 Tage später ist er gestorben. Mein Vater hatte ein volles und erfülltes Leben und er hat immer genau sein Ding gemacht. Vielleicht genau deshalb konnte er am Ende gut loslassen. So sollen wir es auch halten, dass wir uns ins Leben stürzen, keinem Abenteuer aus dem Weg gehen und nicht auf morgen warten, unsere Ideen und Wünsche umzusetzen.